Rundreise Apulien

Unserer Rundreise führt uns nach Apulien. Nachdem wir drei wunderschöne Wochen in einer der wohl beliebtesten Gegenden Italiens, der Amalfiküste verbracht hatten, waren wir uns einig, dass es Zeit wurde, unsere Reise fortzusetzen. Nach den Steilküsten Kampaniens und dem Glamour der Amalfiküste, schien uns das weniger touristische Apulien daher nur passend als nächste Destination unserer Reise.

Unser erster Stopp in Apulien sollte uns in die Provinz der wunderschönen Barockstadt Lecce bringen, in der uns für drei Wochen eine Gastfamilie beherbergen wollte. Unsere Reise nach Lecce traten wir wie immer mit unserem kleinen Polo an. Nach nur wenigen Stunden wechselte die Landschaft von dem satten Grün Kampaniens zu einer eher dürren Landschaft. Vorbei an Abertausenden von Olivenbäumen und über die rote Erde Apuliens erreichten wir Italiens heißen Süden.

Für die nächsten Wochen wohnten wir bei Stefano und Cecilia und ihren beiden Töchtern Lisa und Flavia. Während wir tagsüber den Garten bewirtschafteten, Ordnung im Haus schafften oder auf die zweijährige Flavia aufpassten, nutzten wir die freien Nachmittage („mezzogiorno“ oder „pausa pranzo“ genannt), um der Hitze am Meer zu entfliehen.

Und Möglichkeiten dafür bieten sich viele in Apulien, ob am Adriatischen oder Ionischen Meer. Von unserer Gastfamilie erhielten wir zahllose Strand-Empfehlungen, denen wir in unserer Zeit in Apulien gar nicht nachkommen konnten. Um nur einige unserer Lieblingsstrände zu nennen: Torre dell‘ Orso, Torre Sant’Andrea, Torre Lapillo, Maledives del Salento…

 

Der Charme der Kleinstädte Otranto, Santa Maria di Leuca & Gallipoli

Am Abend, als die Hitze langsam anfing nachzulassen und wir uns das Salzwasser vom Meer abgeduscht hatten, fuhren wir oft für einen Aperitivo in eine der benachbarten Städte, allen voran natürlich in die hübsche Altstadt von Lecce. Aber auch kleinere Städte, wie Gallipoli, Otranto oder Santa Maria di Leuca überzeugten mit ihrer unmittelbaren Nähe zum Meer und einer süßen Altstadt. Nicht umsonst wird so ein Ort wie Otranto übrigens zu den schönsten Orten Italiens („borghi più belli d’Italia“) gezählt.

 

Reisen nördlich des Salento

Während wir uns anfangs vermehrt im Süden der Region, auf der Halbinsel Salento aufhielten, entschieden wir uns später dazu, unsere Reisen auch nördlich des Salento auszudehnen. So führte uns unsere spätere Rundreise durch Apulien in die Stadt Bari, die, wie so viele italienische Städte mit ihrer Altstadt besticht. Ganz anders als das rauspolierte Lecce (welches für uns die schönste Stadt Italiens ist), das auch als Florenz des Süden von Italien bezeichnet wird, verzauberte uns in Bari die Einfachheit und Ausgelassenheit der Stadt, die auch als Hafen-& Universitätsstadt bekannt ist.

Bei einem Spaziergang durch die Altstadt oder über die historische Stadtmauer, hatten wir Schwierigkeiten uns zwischen der Vielzahl kulinarischer Verführungen zu entscheiden. Da Bari für sein Streetfood bekannt ist, sollte man sich am besten etwas „auf die Hand“ holen wie Sgagliozze, frittierte Polenta und dies in Ruhe genießen.

 

Das Flai an der Adria in Bari, Ostuni oder Bridisi genießen

Befindet man sich schon mal in Bari, sollte man die Gelegenheit beim Schopf packen und einige Stopps auf dem Weg nach Brindisi einplanen. Entlang der Küste befinden sich nicht nur die beiden größten Flughäfen, sondern auch einige begehrenswerte Orte, für die sich eine Reise lohnt. Ob die über dem Meer gelegene Stadt Ostuni oder das bekannte Polignano a Mare, es findet sich immer eine Ausrede, noch einen Stopp einzulegen. Auch Trani wurde uns mehrmals empfohlen, aber leider blieb dieser Ort wie auch die unterirdischen Höhlen in Grotte di Castellana einer der wenigen, zu denen wir es nicht schafften, zu reisen.

 

Alberobello – die Stadt der Trulli

Befindet man sich erst wieder südlich von Bari, sollte man es sich aber auf keinen Fall nehmen lassen, einen Abstecher in das bekannte Alberobello zu machen. Den Charme dieser Stadt machen die Trulli aus, weiße Steinhäuser mit kegelförmigen Dächern. Diese Trulli kann man auch anderorts vereinzelt finden, jedoch sind sie in dieser Dichte charakteristisch für Alberobello oder auch Valle d’Itria. Die meisten dieser süßen Häuser sind übrigens auch noch durch vormalig ältere Anwohner bewohnt.

Wer selbst einmal in so einem Trullo (Einzahl, „trullli“: Mehrzahl) schlafen möchte, findet in Alberobello zahlreiche schöne Möglichkeiten. Natürlich muss man sich bei all dem Trubel um diese Stadt darüber bewusst sein, dass man dort selten allein ist und die vielen Souvenirläden nicht den Einheimischen gewidmet sind. Wie immer, macht es Sinn, am besten früh anzureisen und eher die kleinen Nebenstraßen aufzusuchen, ohne dabei zu vergessen, dass dort wirklich Menschen leben, die man nicht unnötig stören sollte.

 

Die Höhlenstadt Matera

Eine weitere Stadt, die man auf seiner Reise durch den Süden Italiens nicht vernachlässigen sollte, liegt nicht mehr in Apulien, sondern in der benachbarten Region Basilikata – Matera! Die Stadt wird als eine der ältesten der Welt geschätzt und ist bekannt für die Höhlensiedlungen „sassi“, die auch heute zumeist noch immer bewohnt sind. Gerade zum Abend ist die Stadt besonders schön.

Wir empfehlen den Sonnuntergang bei Matera aus der Entfernung vom Tal des Gravina di Matera zu beobachten. Im Anschluss sind wir direkt in die Stadt gefahren, um am Abend durch die beleuchteten Gassen vom Sasso Barisano und Sasso Caveoso zu schlendern.

 

Apuliens Norden – Castel del Monte & der Gargano

Nach einem abendlichen Besuch in Matera (womöglich mit Übernachtung), zurück in Apulien, könnte es sich lohnen, die Reise direkt weiter in den Norden von Apulien fortzusetzen. Wir haben leider keine persönlichen Erfahrungswerte, jedoch nennt jeder Reiseführer auch die Halbinsel Gargano als sehenswert, welche somit die Rundreise durch Apulien komplettieren würde. Auf dem Weg dorthin liegt das Schloss Castel del Monte, dass durch seinen achteckige Grundrissfigur heraussticht und dass wohl nie ganz vollendet wurde. Echte Kultur-Liebhaber können hier auf ihre Kosten kommen, auf dem Weg Richtung Norden.

Bedingt durch die anhaltende Pandemie, war es, wie eigentlich überall in Italien, auch in Apulien nicht besonders voll, als wir dort waren. Eine Ausnahme stellten die Strände da, die, verständlicherweise bei steigenden Temperaturen auch von den Italienern zahlreich heimgesucht wurden am Wochenende. Daher unser Tipp: Standbesuche lieber auf unter der Woche verschieben und am Wochenende entweder irgendwo am Pool im Hotel entspannen oder einfach deutlich mehr Zeit einplanen bei Ausflügen.

 

Warum Apulien sich für Rundreisen eignet

Anders als beispielsweise die Amalfiküste eignet sich Apulien hervorragend für eine Rundreise mit dem Auto. Reisende aus dem Ausland können Apulien übrigens bequem per Flug über den Flughafen von Apuliens Hauptstadt Bari oder der Hafenstadt Brindisi erreichen. Der Flug beträgt ca. eine Dauer von 2 Stunden, wenn man beispielsweise von Berlin aus fliegt. Auch die Suche nach einem Hotel mit einem erschwinglichen Preis gestaltet sich in dieser Region Italiens weniger schwierig. Besonders beliebt als Ersatz für ein klassisches Hotel ist übrigens eine Masseria oder ein Agriturismo – kurz, ein ehemaliger Gutshof oder ein Bauernhaus, aber auch eine Übernachtung in Alberobellos süßen Trulli bietet sich an.

Denjenigen, die bei der großen Auswahl an Hotels überfragt sind und sich eine Empfehlung wünschen, können wir persönlich das Hotel bzw. Gästehaus Palais Gentile in Matino, Salento ans Herz legen. Dort haben wir selbst einige Nächte verbracht und waren begeistert von der Hingabe, mit der die Inhaber das kleine Hotel führen und die vielen kleinen Details, die hier für die Gäste vorgesehen sind. Lasst euch hier den Link zu unserem Erfahrungsbericht im Hotel Palais Gentile anzeigen.

Mit dem Mietwagen bieten sich endlose Möglichkeiten, auf einer Rundreise Apulien und seine Halbinsel Salento zu entdecken. Entgegen aller Befürchtungen kann man mittlerweile auch sein Auto unbedenklich unbewacht parken, oder es gegen ein paar Euro auf einem bewachten Parkplatz lassen. Ohne Mietwagen sollte man jedoch nicht versuchen, das weitläufige Land zu befahren und sich lieber ein Hotel in einer größeren Stadt buchen. Wer übrigens den Menschenmassen entfliehen möchte, die ihren Sommerurlaub in Italien machen, denen raten wir, in der Nebensaison seine Reise nach Apulien zu planen (z.B. im September). Dies kann sich mitunter nicht nur positiv auf den Preis pro Übernachtung in den Hotels, sondern auch auf die eigene Laune auswirken. 🙂

 

Apulien, was für eine unterschätzte Region!

Ganz egal, ob Rundreise oder Wochenend-Tripp, Apulien bietet in unseren Augen großes Potenzial und wird wahrscheinlich von den meisten Reisenden eher unterschätzt. Im Vergleich zum Norden von Italien, ist der Süden weniger touristisch und überzeugt mit einer gewissen Unaufgeregtheit und Bodenständigkeit. Die Küche Apuliens („cucina povera“) ist einfach, besticht aber wie immer durch die Qualität der Zutaten und ist auch für kleines Geld zu genießen. Bei einem Besuch in den weniger touristischeren Restaurants, kann man ein gutes Abendessen (inkl Antipasti, Primo, Secondo & Dolce) schon zu einem Preis von unter 30 Euro geniessen – kaum zu glauben, oder?

Gepaart mit der guten Bauernküche, dem kristallblauen Wasser und vielen charmanten Städten liegt Apulien bei uns momentan ganz vorn auf unserer Liste der Lieblingsdestinationen auf unserer Rundreise durch Italien. Unsere Zeit hier ist wie im Flug vergangen, ob daheim bei der Haus-& Gartenarbeit unserer Gastfamilie oder auf einer unserer vielen kleinen Reisen.

Auch wenn es teilweise unsäglich warm war, liebten wir die Hitze, die trockene, rote Erde und die Gewissheit, dass irgendwo hinter dem Horizont von Apuliens südlichster Stadt schon Afrika liegt….

A la prossima, Puglia!