Nonna Carmela – Zu Gast bei einer italienische Großfamilie
Jil & Andre » Über uns » Unsere Reise durch Italien » Nonna Carmela – Zu Gast bei einer italienische Großfamilie
Von der trauten Zweisamkeit in die italienische Großfamilie von Nonna Carmela – Mamma mia!
Circa 200 Kilometer südlich unserer ersten Station und gefühlte 2 Kilo schwerer, haben wir uns einige Tage später schnell in unser neues Umfeld eingelebt. Speziell die ersten Tage waren unheimlich spannend. Denn wir hatten nur eine grobe Vorahnung von dem, was uns erwartete, aber lasst mich von vorne beginnen…
Unsere Ankunft bei Nonna Carmela
Am Tag unserer Ankunft nahm uns Familienoberhaupt, Nonna Carmela (Großmutter Carmela), mit freundlichen, italienischen Worten in Empfang. Sie führte uns direkt ins Haus. Ein Bau aus hellen Ziegeln, der von einer Treppe gesäumt wird – einfach aber auf seine eigene Art und Weise unheimlich charmant. Das Haus wird sich mit drei Parteien geteilt. Während das Erdgeschoss bereits von zweien der insgesamt fünf Kinder mit eigener Familie bewohnt wird, durften wir im Obergeschoss bei den Großeltern mit einziehen.
Das Zimmer, das für die nächsten Wochen unser Rückzugsort werden sollte, ist sicherlich einer der größten Räume, der von den Großeltern Carmela und Davide bewohnt wird und welches uns großzügig zugewiesen wurde. Noch bevor wir unser Auto ausräumen konnten, lud uns Carmela zu Tee und Keksen in das Herzstück einer jeden italienischen Familie ein – die Küche. Klein, einfach und noch mit einem richtigen Holzofen ausgestattet, sollte dieser Raum in den nächsten Tagen und Wochen der Inbegriff für Gemütlichkeit, Familie und (oh mein Gott), gutes Essen, werden!
Die toskanische Küche und die Kochkünste von Nonna Carmela
Apropos Essen! Wir wussten ja irgendwie, dass unsere Reise durch Italien auch kulinarisch ein Highlight werden würde. Dennoch, dass was wir hier erleben, kann man als Nicht-Italiener wirklich schwer glauben. Nonna Carmelas Kochkünste tragen auf jeden Fall einen großen Teil der Schuld, an den gefühlten 2 Kilo zusätzlichem Gewicht. Was wir in Deutschland nur vom Italiener um die Ecke kennen, erweist sich hier als selbstverständlich. Jede Mahlzeit, sei es Mittag- als auch Abendessen setzt sich immer aus einem Primo und einem Secondo zusammen.
Den Auftakt macht meist ein tomatiges Pasta-Gericht (Primo), gefolgt von einem fleischigen Hauptgericht, oft begleitet von Gemüse. Dass dieser Aufbau obligatorisch ist, hatten wir erst nach ein paar Tagen raus. Gerade am Anfang haben wir uns oft beim Primo noch einen Nachschlag der leckeren Pasta geholt, bis uns klar wurde, dass der Pasta noch ein Hauptgericht folgte. So haben wir uns gerade am Anfang regelmäßig und im wahrsten Sinne des Wortes überfressen.
Insgesamt ist die toskanische Küche sehr tomatig, anders als der Norden Italiens. Hier wird eher cremiger gekocht. Wer nach einem zumeist auch tomatigen Fleischgericht noch Platz im Magen hat, nimmt sich als Nachtisch noch ein Stück Obst. Dann folgt der obligatorische Kaffee. Diesen trinkt man übrigens zumeist wirklich nur als das, was wir in Deutschland als Espresso kennen. Den typischen Kaffeebecher findet man daher kaum in der italienischen Küche. Ebenso erweist es sich als wahr, dass das Frühstück hier eher kleiner ausfällt. Während unsere Gast-Großeltern ein kleines Frühstück mit Tee und Zwieback einnehmen, serviert Carmela uns Deutschen ein „anständiges“ Frühstück…
Vielfältige Aufgaben im Haus und auf dem Hof von Nonna Carmela
Wenn wir nicht gerade am Essen sind, kommen wir unserem Teil der Verpflichtungen nach und helfen, wo wir gerade gebraucht werden. Für Andre bedeutet dies zumeist, dass er mit Davide in die nahe gelegenen Weinhänge zieht, um dort die Weinreben zu beschneiden. Die frische Luft, die Sonne und der Blick in das Tal stellen eine komplett andere Art von geregelter Arbeit dar, der Andre zuletzt davor nachgegangen ist. Es hat schon fast etwas Meditatives, in der Stille der Natur, in aller Ruhe seiner Arbeit nachzugehen. Zumal es auch sehr zufriedenstellend ist, zu sehen, was man schon alles geschafft hat.
Neben der Weinproduktion stellt die Herstellung des eigenen Olivenöls übrigens die eine wichtige Einkommensquelle für die Familie dar. Selbstverständlich finden sich auch viele dieser Produkte aus eigener Herstellung in der Küche wieder. Vielleicht ist das der Grund, warum einfach alles so köstlich schmeckt?
Auch für mich sind die Arbeiten größtenteils leichter, körperlicher Natur. Nach dem Frühstück besuche ich oft mit Carmela zusammen die Tiere. Ein großes Schwein und viele Ferkel warten darauf, gefüttert zu werden, gemeinsam mit Kaninchen und Hühnern. Auch das wöchentliche Stall- ausmisten ist Teil der Aufgaben. Auch wenn es sicherlich nicht der schönste Part ist, gehört es für mich selbstverständlich dazu. Ich genieße diese einfachen und bodenständigen Tätigkeiten, die einen irgendwie erden. Die Ehrlichkeit, mit der einem die Tiere begegnen, empfinde ich als erfrischend. Es erinnert mich wieder daran, wie gerne ich mich schon immer mit Tieren umgeben habe.
Nachdem wir die Tiere versorgt haben, geht es wieder ins Haus, welches zahlreiche Winkel birgt, die geputzt werden wollen. Danach beginnen wir schon wieder mit der Vorbereitung des Mittagessens. Mit nur wenigen Handgriffen hat Nonna Carmela meist schnell ein fantastisches Essen gezaubert. Dies geschieht oft noch bevor ich überhaupt gemerkt habe, dass sie mit dem Kochen begonnen hat. Nach dem Mittag gibt es eine Stunde Mittagsruhe. Danach treibt es die Männer wieder raus zu ihren Weinreben. Ich fahre dann meist zu Anna, einer der fünf Kinder von Davide und Carmela.
Ihr helfe ich entweder im Haushalt oder wir überlegen gemeinsam, wie wir den Bekanntheitsgrad ihres Agriturismo steigern können. Diesen betreiben sie als Familie. Ein Agriturismo ist übrigens eine typische Art der Unterkunft in der Toskana. Sie werden agrarisch bewirtschaftet und es gibt nur eine kleine Auswahl an Zimmern zur Verfügung. Diese Unterkunft ist sehr beliebt, da sie eine authentische und individuelle Art darstellt, Urlaub zu machen. Außerdem stammen die Mehrheit der kulinarischen Erzeugnisse aus eigenem Anbau. Da wir aktuell in der Nebensaison bei Anna und ihrer Familie sind, ist der Agriturismo zurzeit noch nicht geöffnet. Trotzdem nimmt Anna mich einen Nachmittag mit sich mit und ich lerne das stattliche Anwesen iPoderi kennen. Es liegt auf einem Hügel, mit Blick über das weltbekannte Val D‘Orcia und Val di Chiana. Wie schön es hier erst im Frühling sein muss, wenn alles blüht, kann ich mir nur ausmalen.
Der Stellenwert von Familie im Hause von Carmela
Aber es hat auch seine Vorteile, außerhalb der Saison vor Ort zu sein. Zum Beispiel, dass wir zusammen mit der Familie wohnen dürfen und so viel näher am Alltag sind. Und es sind genau diese kleinen Momente, dir wir so schätzen lernen. Dinge, die hier selbstverständlich sind. So sind wir beeindruckt davon, zu erleben, welchen großen Stellenwert die (erweiterte) Familie hierzulande hat. Wenn man nicht sowieso in einem Haus zusammenlebt, unterstützt man und sieht sich regelmäßig, wenn nicht sogar täglich.
Ganz besonders Nonna Carmela und ihre Küche sind Anlaufstelle für alle. Egal zu welcher Tageszeit, geht die Tür auf und es schaut kurz mal jemand auf einen Kaffee vorbei. Gerade am Nachmittag nach der Schule versorgt Carmela ihre Enkel mit Essen. Und wenn die Eltern mal wieder bis spät arbeiten, hält sie garantiert auch noch irgendwo einen Topf mit einer extra Portion Pasta bereit. Es ist wirklich beeindruckend, wie etwas so Essenzielles, wie die die tägliche Nahrungsversorgung, die Familie verbindet. Als Bindeglied fungiert ganz klar Nonna Carmela, denn sie hält für jeden Geschmack und jede Unverträglichkeit ein extra Gericht bereit…
Um der regelmäßigen Völlerei von Carmela etwas Bewegung entgegen zu setzen, haben wir Annas Angebot dankbar angenommen, ihre Yoga-Stunden besuchen zu dürfen. So finden wir uns nicht nur regelmäßig mit anderen Yoga- Begeisterten zusammen, um unsere Beweglichkeit ins Unermessliche zu steigern, sondern kommen auch in den Genuss eine neue Kooperation von Anna auszutesten. Yoga zwischen den Weinreben eines Weingutes und anschließend eine Verkostung der Trauben in flüssiger Form. Was für Vorteile es doch hat, wenn man nicht als Tourist reist, sondern mit seiner italienischen Familie unterwegs sein darf!
Was für ein Glück wir doch wirklich mit dieser Familie haben. Unser italienisches Jahr ist nun endlich wahrhaftig gestartet und hätte kaum einen besseren Auftakt haben können. Nach nur wenigen Tagen fühlen wir uns wie ein Teil der Familie. Und auch, wenn Nonna Carmela mich zumeist mit „Jenny“ anspricht, spüren wir nur allzu deutlich die Wärme und Herzlichkeit, mit der wir hier behandelt werden. Obwohl es nicht viel gibt (außer Essen, davon gibt es wirklich zur Genüge) und das Leben einfach ist, wird das Wenige mit uns auch noch großzügig geteilt, als wäre die Familie nicht wirklich schon groß genug (5 Kinder mit Partner und 9 Enkelkinder)! Wir sind dankbar und glücklich zugleich, unsere italienische Familie gefunden zu haben!
Grazie!
Erfahre mehr über unsere Reise...
Unsere Reise durch Italien. Ein Jahr der Veränderung voller Erfahrungen und Begegnungen in einem Land welches wie kein anderes für das Dolce Vita steht.
Wenn´s dir gefällt...Pin It!